Vaginismus oder Schmerzen beim Geschlechtsverkehr sind eine häufige, aber oft missverstandene und dadurch falsch behandelte sexuelle Funktionsstörung, die durch unwillkürliche Verkrampfungen der Beckenbodenmuskulatur beim Versuch des vaginalen Eindringens gekennzeichnet ist. Diese Verkrampfungen können sowohl beim Geschlechtsverkehr als auch bei der Verwendung von Tampons oder während gynäkologischer Untersuchungen auftreten. Die gute Nachricht ist, dass Vaginismus sehr gut behandelbar ist.
Was du bereits heute tun kannst
Für viele Frauen ist Geduld die größte Herausforderung, wenn es darum geht, einen Weg aus dem Vaginismus zu finden. Je mehr Druck man sich macht, desto länger dauert es, bis spürbare Veränderungen eintreten. Der Grund dafür ist, dass die Verkrampfungen oft ein Schutzmechanismus des Körpers sind, der dem Geist und der Seele Zeit geben will, auch wollen zu wollen. Wenn also diese drei Komponenten – KÖRPER, GEIST und SEELE – in Einklang stehen, beginnen die positiven Veränderungen.
Es gilt also, Ruhe zu bewahren, wenn dein Kopf dir vorschlägt, das Tempo zu erhöhen und schnell Ergebnisse sehen zu wollen. Wähle z.B. eine der folgenden Achtsamkeitsübungen und praktiziere sie jedes Mal, wenn sich Selbstzweifel, Vorwürfe oder ein Gefühl von Wettkampf bei dir bemerkbar machen.
5,4,3,2,1 - Zur Ruhe kommen
Das Poster zum ausdrucken und die Anleitung findest du hier
Atemübung
Z.B. 4 Sekunden einatmen, 7 Sekunden den Atem halten, 8 Sekunden ausatmen
Kopfkreisen
Kreise den Kopf langsam hin und her. Es ist unmöglich, dabei an entws anderes zu denken. Probier es gleich mal aus .
Was du ab jetzt tun kannst
Um Vaginismus/Schmerzen beim Geschlechtsverkehr zu beenden, ist es wichtig, dein Mindset rund um den eigenen Körper positiv zu gestalten. Ab sofort darfst du einmal am Tag bewusst Kontakt zu deinem Körper aufnehmen. Erinnere dich an die drei Komponenten aus dem ersten Abschnitt – Körper, Geist und Seele. Dieser Übungsteil ist dem Körper gewidmet.
Wenn du an deinen Körper denkst, starte jeden Gedanken mit folgender Aussage:
"Heute fühlt sich mein Körper xxx an". Für xxx setzt du jeden Tag das ein, was du genau in diesem Moment spürst.
Vermeide dabei, Inhalte zu verwenden, die auf Erfahrungen aus der Vergangenheit basieren, denn diese müssen nicht für heute gelten. Die Zauberformel liegt im Wort "heute". Damit bewirkst du, dass deine Gefühle, Einstellungen und Ideen einen frischen und neuen Raum bekommen. Um Veränderungen möglich zu machen, ist es eine Grundvoraussetzung. Fühle immer neu in dich hinein und nimm jede noch so kleine Veränderung bewusst wahr. Wenn du magst, schreibe oder male deine Gedanken auf.
Die beste Startübung, um Vaginismus zu überwinden
Was motiviert dich, den Vaginismus/Schmerzen beim Geschlechtsverkehr zu überwinden? Oft höre ich von Frauen, dass sie den Vaginismus loswerden wollen, damit beispielsweise der Geschlechtsverkehr in der Beziehung reibungslos verläuft oder Tampons ohne Probleme eingeführt werden können. Doch der Körper lässt sich von solchen Motiven nicht immer beeinflussen, da sie keinen unmittelbaren Nutzen für den Körper bieten. Die Motivation sollte etwas sein, das sich unwiderstehlich positiv auf dich selbst auswirkt. Für einige Frauen ist dies beispielsweise die Vorstellung, ein Gefühl des Wohlbefindens in ihrem eigenen Körper zu finden und dieses positive Körpergefühl mit jemand anderem zu teilen. Um deine individuellen Beweggründe zu finden und zu entwickeln, kann Beratung, Journaling oder ein gutes Gespräch mit einer Freundin hilfreich sein. Eine Übung, die parallel dazu Wunder wirken kann, ist folgende:
Übung: Verbundenheit mit deiner Vulva herstellen
Begebe dich an einen Ort, an dem du dich wohl und ungestört fühlst, und lege dich auf den Rücken. Trage am besten bequeme und leichte Kleidung. Beginne, auf deinen Körper zu hören, während du gedanklich von deinem Kopf langsam zur Körpermitte wanderst.
Nimm deine Vulva wahr und erlaube jedem Gedanken, der auftaucht, Raum. Es gibt keine falschen Gedanken, nur solche, die nicht bewertet werden müssen.
Schritt 1: Verweile genau hier und horche auf das, was deine Körpermitte dir mitteilt. Du kannst so lange bleiben, wie du möchtest, auch Tage oder Wochen.
Schritt 2: Lege deine Hand auf deine Vulva und stelle eine persönliche Verbindung zu ihr her. Was sagt sie dir? Was möchtest du ihr mitteilen? Wie fühlt sie sich heute? Welche Empfindungen weckt sie in dir? Auch hier kannst du so lange bleiben, wie du möchtest.
Schritt 3: Beginne ein Gespräch mit ihr und stelle Fragen: "Was magst du? Was stört dich? Wie kann ich für dich da sein? Welche Wünsche hast du an mich?"
Wenn du den Kontakt zu deiner Vulva suchst, geschehen viele Dinge:
Du trittst in direkten Kontakt mit dem Ort deiner Hindernisse.
Du erlangst Zugang zu deiner Körpermitte.
Du lernst, auf die Bedürfnisse deines Körpers zu achten.
Du respektierst deine eigenen Grenzen.
Du bewertest nicht, sondern akzeptierst.
Dein Körperbewusstsein verbessert sich.
Du überwindest mögliche Scham oder Tabus.
Du stärkst dein emotionales Wohlbefinden.
Du wirst zur Vermittlerin zwischen deinem Körper und deinen Gefühlen.
Ein Buch, welches wunderbar ergänzend wirkt und den Kontakt zur Vulva anleitet heisst: "Yoni Massage" von Yella Cremer.